25 Jahre dabei: Ausbilderin Birgit Franz feiert in Leipzig Betriebsjubiläum
Zum Jubiläum gibt es von Niederlassungsleiterin Antje Müller (r.) einen Blumenstrauß: Birgit Franz ist 25 Jahre dabei. Fotos: Tina Gewandt
Birgit Franz hat sich vorbereitet. Mit Weitblick geht die 60-Jährige durch das Leben, in weißem Kittel und weißen Strümpfen in den Sandalen kommt die Ausbilderin an diesem Tag ins Büro von Antje Müller, um ihren Blumenstrauß in Empfang zu nehmen. 25 Jahre arbeitet sie schon bei der SBH Nordost GmbH am Standort Leipzig. Sie ist ein Urgestein, das keiner missen möchte – schon gar nicht Antje Müller, die Niederlassungsleiterin. „Birgit ist eine sehr positive Frau und gehört für mich zu den wertvollsten Menschen. Sie gibt mir täglich Sicherheit in der Breite unseres Arbeitsfeldes. Mit ihr fühle ich mich richtig wohl“, erzählt Müller von der langjährigen Zusammenarbeit.
Birgit Franz selbst könnte den ganzen Tag von den interessanten Projekten erzählen, die sie im Laufe des Vierteljahrhunderts bei der SBH Nordost begleitet hat. Angefangen hat alles 1992 als ausgebildete Hotelfachfrau und Köchin, auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. „Ich habe damals eine Annonce in die Zeitung gesetzt, da haben sich viele Arbeitgeber gemeldet, ich hatte auch Gespräche bei einer Partnervermittlung“, erzählt Franz. Entschieden habe sie sich für das damalige tbz (Technologie- und Berufsbildungszentrum, heute SBH Nordost GmbH). „Ich bekam die Möglichkeit, Frauen aus dem Süden Leipzigs neue Perspektiven aufzuzeigen. Sie waren kurz zuvor arbeitslos geworden, als das Ende des Kohletagebaus kam.“ Sie wurde als Ausbilderin für die Maßnahme „Frauen orientieren sich“ eingestellt. „Ich brachte durch meine zwei Ausbildungen die nötigen Qualifikationen mit.“ Birgit Franz fand Gefallen an der damit einhergehenden Verantwortung und der Entscheidungsfreiheit.
Heute, 25 Jahre später und um einige Qualifikationen reicher, ist sie die einzige Ausbilderin am Standort Leipzig, die befähigt ist, im Bereich Küche, Gastronomie und Hauswirtschaft auszubilden. Franz hat berufsbegleitend die Abschlüsse als Ausbildungsmeister und Hauswirtschaftsmeister erworben, Weiterbildungen zu Teambildung und allerlei anderer fachlicher Themen gemacht. „Ich wusste Ende der 90er Jahre schon, dass die alternde Bevölkerung einen Bedarf an Hauswirtschaftern mit sich bringen wird. Und so kam es auch“, erklärt die 60-Jährige. „Hauswirtschafter ist ein sehr vielschichtiger Beruf und die alten Menschen waren und sind froh, wenn jemand da ist, der Aufgaben wie Kochen und die fachliche Reinigung der Wohnung übernimmt.“
Sehr am Herzen liegt Franz die Kleiderkammer am SBH-Standort Leipzig und die dazugehörige Arbeitsgelegenheit (AGH) „Meister Nadelöhr“. Hier sind es vor allem Langzeitarbeitslose, die wieder einen Sinn in einer Tätigkeit suchen. „Ich freue mich, wenn unsere Teilnehmer hier mit eigenen Ideen auf mich zukommen“, sagt Franz begeistert. Von einer Kleiderkammer in Taucha bekommen sie ihr Material. Daraus werden anschließend Trostpuppen oder Rucksäcke gefertigt. Ebenso wird repariert und genäht, gewaschen und gebügelt. „Die Sachen werden dann an soziale Einrichtungen weitergereicht.“ Das liegt Birgit Franz am Herzen. „Wir tun damit auch etwas für die Umwelt. Es muss nicht immer alles weggeschmissen werden.“
Auch „Arena4you“, ein Projekt zur Berufsorientierung, bei dem Schüler anhand der Leipziger Red Bull Arena von den unzähligen im Stadion benötigten Berufe von Physiotherapeut über Kartenverkäufer bis zum Elektriker eine Vorstellung bekommen konnten, hat Birgit Franz wesentlich mitgestaltet. „Diese Stadionbesuche haben wir mit verschiedenen Schulen gemacht wie Förderschulen und Gymnasien. Entsprechend verschiedene Ansprüche gab es. Aber die Schüler klebten an unseren Lippen“, erinnert sich die Ausbilderin. „Die heutigen Generationen werden allerdings ganz anders erzogen, sind distanzloser und müssen mehr in Schach gehalten werden“, weiß Franz. Mittlerweile wird das Projekt im Kanupark Markleeberg umgesetzt. Dort, wo am Anfang ihrer Karriere das Aus für die Braunkohle die Arbeitslosigkeit von zwölf Frauen mit sich brachte. Und dort, wo Birgit Franz damals wie heute jungen Menschen neue Perspektiven aufzeigt.
„Ich gestalte ein kleines bisschen den Lebensweg aller Menschen mit, die ich in den letzten 25 Jahren hier begleitet habe“, erzählt die Ausbilderin. Heute noch bekommt sie Besuch von dem einen oder anderen und dann erfährt sie, was aus ihnen geworden ist. „Das macht mich richtig stolz.“