Ein Modellprojekt macht Schule - Junge Geflüchtete auf dem Weg in die Ausbildung
Junge Geflüchtete haben eine berufliche Zukunft in Deutschland. Foto: Heide Schönian
Seit Januar dieses Jahres nehmen 20 junge Geflüchtete an einem besonderen Bildungsprojekt teil, das deutschsprachigen Unterricht und eine berufliche Orientierung miteinander verknüpft. Bei dem Projekt BRAFO-j.G. (Berufswahl Richtig Angehen Frühzeitig Orientieren für junge Geflüchtete), kombiniert mit einem Jugendintegrationskurs, lernen junge Frauen und Männer aus Syrien, Eritrea und dem Irak gemeinsam die deutsche Sprache und probieren sich in zwölf verschiedenen Tätigkeitsfeldern aus.
Die Idee dazu hatte die SBH Nordost GmbH, die mit ihrem Projektvorschlag beim letzten Wettbewerb zur Förderung der Berufsorientierung junger Geflüchteter gewann. Thomas Glistau, Koordinator des Bereichs Sprache, Beruf und Integration in Magdeburg und Projektleiter bemerkte dazu: „Die Kombination aus Projekt und Jugendintegrationskurs ist eine tolle und spannende Sache. Die langjährige Erfahrung unseres Hauses und die gute Zusammenarbeit mit anderen Bildungsträgern bieten den jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ideale Voraussetzungen, damit sie das Berufsleben richtig anpacken können. “
Im Deutschunterricht werden die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer an wichtige Situationen im Alltag herangeführt, die sie anschließend sprachlich bewältigen können. So üben die jungen Leute im Dialog Wegbeschreibungen zu Behörden, simulieren Verkaufsgespräche im Geschäft nach oder schreiben kleine Gesuche für neue Wohnungen.
Natürlich spielen bei einem Jugendkurs die Möglichkeiten der modernen Kommunikation eine große Rolle. An den Laptops des mobilen Klassenzimmers können sich die Kursteilnehmenden nicht nur über die Freizeitaktivitäten in Magdeburg informieren, sondern auch über die vielen Ausbildungsmöglichkeiten der über 360 Berufe in Deutschland. Mohammedsaid Issa schwärmt beispielsweise von einer Ausbildung als Tischler. „Ich habe schon in Syrien in einer Tischlerei gearbeitet“, erzählt Issa. Rascho Ali denkt daran, nach dem Integrationskurs eine Ausbildung im Verkauf zu beginnen. Auch sie hatte bereits im Irak in einer Bank gearbeitet.
Praktische Einblicke in das Berufsleben gewinnen die jungen Menschen am wöchentlichen BRAFO-Projekttag. Dann bearbeiten sie einfache und komplexe Aufgaben in 12 Tätigkeitsfeldern: vom Fertigen und Verarbeiten über den Gartenbau bis hin zum Bewirten und Verkaufen.
So fertigte eine Gruppe im Tätigkeitsfeld Fertigen und Verarbeiten ein Schlosserfenster aus Metall an. Im Gartenbau wurde hingegen ein Weg gepflastert und verschiedenes Saatgut richtig bestimmt. Im Tätigkeitsfeld Bewirtung und Speisezubereitung wurden leckere deutsche und syrische Gerichte und Nachspeisen zubereitet.
Nach einer 30 Stunden-Lernwoche bleibt noch Zeit für gemeinsame Aktivitäten. Dann stehen schweißtreibende Fußballspiele oder gemütliche Bowlingnachmittage an. Bei einem Sporttag in der Mittellandhalle Barleben spielten Jung und Alt mit Freunden und Familie Fußball, tanzten Hip Hop oder tobten sich auf dem Trampolin aus.
Schritt für Schritt können somit die jungen Geflüchteten im BRAFO-Projekt das Leben in Deutschland erkunden, die deutsche Sprache bis zur mittleren Stufe erlernen und ihre Persönlichkeit allmählich für den Arbeitsmarkt entwickeln.
Gefördert wird das Projekt durch das Land Sachsen-Anhalt und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF).